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Dr. rer. nat. R. Pentz
Dipl.-Chemiker
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Anstalt des Öffentlichen Rechts
Prof. Dr. Med. C.-P. Siegers
Arzt für Pharmakologie und Toxikologie
Institut für experimentelle und klinische Pharmakologie und Toxikologie
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein - Ratzeburger Allee 160 - 23538 Lübeck
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Toxikologische Bewertung von Bleistaubbelastungen in Schiessanlagen. |
Beim Gebrauch von bleihaltiger Munition kommt es in den meisten Fällen zu einer deutlichen Belastung des Schiessbereiches durch Bleistaub. Gewehr- und Pistolenmunition enthalten 2,5-8,6 g Blei/Projektil. Besonders an den Einschussstellen (Kugelfanganlagen) herkömmlicher Bauart bilden sich daraus erhebliche Mengen Bleistaub.
Vor allem der feine Bleistaub kann als Schwebstoff über die Atmung (Lungen) aufgenommen werden und gelangt von dort zu mindestens 40% ins Blut. Auch durch Verschlucken ist eine Aufnahme von Blei in den Körper möglich (bei Erwachsenen treten etwa 10-15% in das Blut über, bei Kindern sogar 50%!). Im Blut wird das Blei dann fast vollständig in den roten Blutkörperchen gebunden, der Blutspiegel geht nach einmaliger Belastung erst nach 20-30 Tagen auf die Hälfte zurück. Langfristig wird das Blei in den Knochen abgelagert und wird von dort erst nach etwa 20 Jahren zur Hälfte wieder ausgeschieden!
Die schädigende Wirkung von Blei kann in einigen Fällen nach kurzer Zeit auftreten (akute Vergiftung), besonders wenn größere Mengen Blei aufgenommen worden sind. Die Anzeichen für eine solche Vergiftung sind u.a. Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Unterleibskrämpfe (Bleikoliken), Brechreize, Verstopfung, Muskelschwäche (z.B. Lähmung der Arme) und Blutarmut (Anaemie).
Häufiger ist jedoch die gesundheitschädigende Wirkung durch längere Belastung mit kleinen Mengen Blei (chronische Vergiftung). Die Symptome treten meist erst nach vielen Tagen, Wochen oder Monaten schleichend auf und sind daher nicht immer als Folge der Bleibelastung zu erkennen. Auch hierbei werden die bei der akuten Vergiftung genannten Erscheinungen beobachtet, und es werden daneben weitere schädigende Wirkungen. beschrieben: die männliche und weibliche Fruchtbarkeit kann herabgesetzt sein, bei schwangeren Frauen wurden Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen der Leibesfrucht beobachtet, die Immunabwehr wird geschwächt, der Blutdruck kann sich unter Bleibelastung erhöhen, eine Nierenschädigung ist möglich.
Besonders empfindlich gegenüber Blei sind Kleinkinder und Kinder. Auch wenn diese wohl kaum in den Schiessständen zugegen sind, kann durch anhaftenden Bleistaub an Schuhwerk und Kleidung der aktiven Erwachsenen das Blei in den häuslichen Bereich eingeschleppt werden und dort für eine Belastung sorgen (z.B. auch dadurch, dass belastete Kleidung mit der Kleidung der Kinder zusammen gewaschen wird). Bei Kindern ist besonders das Gehirn und das zentrale Nervensystem gefährdet. Die Folgen können sich in der verminderten geistigen Entwicklung des Kindes zeigen (die Intelligenz ist dauerhaft vermindert, andere Fähigkeiten sind durch Schädigung des Gehirns ebenfalls beeinträchtigt). Um eine Bleibelastung festzustellen, eignen sich die Bestimmung des Blutbleispiegels (bei akuter Gefährdung) oder besonders die Wirkung auf das blutbildende System (Hemmung des Enzyms ALA-D in den roten Blutkörperchen oder Fehlbildung des roten Blutfarbstoffes). Als besondere Risikogruppen gegenüber einer Bleibelastung seien zusammenfassend erwähnt:
Schwangere, (Klein)kinder, Personen mit Mangelernährung, Personen mit Bluthochdruck
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